ÖSTM Bergmarathon: 50km und 1850 Höhenmeter- diese Herausforderung galt es beim Ötscher- Ultramarathon zu bewältigen, dieses Jahr auch als Staatsmeisterschaft im Bergmarathon ausgetragen. Vorweg: es war KEIN Spaziergang und uns war NICHT kalt an dem Tag.
Die Hardfacts:
Ich bewältige die Strecke in 4Std. 52min (Durchschnittspace 5min55s/ km) werde gesamt 16. in der Männerwertung ÖSTM und erreiche Platz 4 in meiner AK. Mir fehlen 3 1/2 min auf Platz 3 und 5min auf Platz 2.
Ärgerlich? Nein. Ich wußte da sind keine Nasenbohrer mehr am Start, Spekulationen im Vorfeld wären da absolute Themaverfehlung gewesen.
Dankbar? Ja. Ich hab schon zu meinem 50iger im Dez. gesagt, ich werde sehr viel Kraft für das 1. Halbjahr 2015 brauchen (Linz Marathon, Wings for Life, Ötschermarathon). Dankbar nun dass ich die Kraft hatte das Alles durchzustehen. Dankbar auch, dass ich jetzt ohne Kollateralschäden in die Regeneration gehe.
Markus ist nach 5 Std. 04min im Ziel wird 18. bei den ÖSTM und ca. 8. in seiner Altersklasse. In der offenen Wertung (außerhalb der Meisterschaften) gibt es eine andere AK- Einteilung (bis 30 Jahre) und so nimmt Markus ein Häferl als 3. seiner AK mit nach Hause!
Die Softfacts:
Markus und ich wußten natürlich nicht, was auf uns zukommt weil wir bis dato nix Vergleichbares gelaufen sind. Demut war also angesagt- und Vertrauen in uns selbst dass wir uns das gefühlsmäßig gut einteilen können. Jeder kämpft für sich Alleine war die Parole, aber nachdem Markus definitiv der bessere BergAUFläufer ist, ich aber der bessere BergABläufer bin, spekulierten wir damit dass wir uns einige Male begegnen werden. So wars dann auch und dass ich an dem Tag um ein paar Minuten die Nase vorn hatte ist einfach nur Zufall.
Der Lauf ist wunderschön. Start und Ziel in Lackenhof, dazwischen Erlebnis pur.
Lange Bergabpassagen wo du kilometerweit mit einer pace dahinbretterst als gings nur mal kurz um den Dorfplatz, direkt angenehm kühl dann in den Tormäuern, beim Trefflingfall ist die Luft fast zu schade zum Wiederausatmen.
Bei den Bergaufpassagen scheidet sich die Spreu vom Weizen. Ich bin eher auf der Spreuseite zu finden. Mit meinem Haushügli- Hintergrund schaff ich es zwar, bei moderaten Forststraßenanstiegen meinen eigenen Rythmus (Slowfox) zu finden, spätestens bei den steilen Passagen (raus aus den Ötschergräben tlw. auf allen Vieren und rauf auf den Riffelsattel im Bergsteigerschritt) schau ich den sambatanzenden Bergziegen aber in den Auspuff.
Apropos Ötschergräben: Die passierst du ca. zwischen km 30 & 40. Net ohne! Heiß, schmal, viel Abgrund, bergauf über Stock & Stein, es stellt sich kein Laufrythmus ein, jeder Schritt fordert volle Konzentration. Müde Beine, nachlassendes Koordinationsvermögen. Net ohne! Trotzdem einfach grandios, kitschig schön. Hunderte Wanderer machen bereitwillig Platz so gut es geht, vom Ötscherhias herüber Applaus und lautes Anfeuern. Saugeil!
Das intensivste Erlebnis dann für mich der letzte Abstieg über 4km vom Riffelsattel ins Ziel. Der Anstieg davor (auf 1,5km knapp 400HM rauf) kostet mich die ganze Kraft und 3 Plätze. Dachte ich. Aber nachdem das erste steile Bergabstück nach der letzten Labe hinter mir liegt, merk ich dass ich noch Saft für einen schnellen Schritt habe. Meine Waden melden rauf: Wir sind bei dir, heute ist kein guter Tag zum Krampfen. Und ab geht die Post. Ich komm nochmals RICHTIG gut in einen flow, vor mir taucht schon der erste Spielkamerad auf, ich schnupf ihn ohne Gegenwehr. Der 2. Kollege vor mir schaut noch frischer aus, ich geb noch mal extra Gas um ihn beim Überholen einzuschüchtern. Nützt nix, er hängt sich hinter mich rein und ich lauf den letzten km in einer 3min30 pace (Spitze 2min38!!). Gut so, weil damit hol ich mir auch noch den 3. Ausreißer ca. 100m vor dem Zielbogen.
Ich glaub das Gefühl im Ziel brauch ich euch nicht extra beschreiben!
Kleine Manöverkritik an die Veranstaltung:
– 50km Strecke markieren ist eine Wahsinns- Challenge und es war sehr gut markiert. Ein paar Schlüsselstellen gabs aber doch wo für mich keine Markierung sichtbar war und ich mich verlaufen hätt.
Ok, mein Problem, ich bin etwas schaßaugert.
– Ein Durcheinander mit den Wertungslisten und keiner fühlt sich zuständig, dass z.B. Markus plötzlich nicht in der Meisterschaftswertung auftaucht. Ein offenes Ohr haben wir aber dann bei der ÖLV- Vertretung gefunden, danke dafür!
– Aber ein absolutes NoGo: Ein Lauf der international besetzt ist und Staatsmeisterschaften austrägt hat nicht mal ein Siegespodest um seine Gewinner gebührend zu ehren. Sorry, aber das geht gar nicht! Jeder noch so kleine Verein hat ein Stockerl in seiner Garage oder in seinem Stammwirtshaus stehen. Einfach fragen und ausborgen.
Positiv dagegen (und das übewiegt ungleich mehr, ehrlich):
– Ein um die Sicherheit seiner Teilnehmer extrem bemühter Veranstalter.
– Ein dichtes Netz an Labstationen mit lauter freundlichen Helfern.
– Sehr fürsorglich auch die Betreuung im Ziel mit Massagemöglichkeit, Essensgutschein und Erdinger alkfrei zum Abwinken.
>>> Großes Lob daher an den Veranstalter, der Lauf hat sich bei mir nicht nur wegen der Hitze tief eingebrannt!
LG Euer Stefan